12.03.99

Zur Silber-Hochzeitsfeier von Hermann und Helga Focken.

Liebe Helga, lieber Hermann, liebe Gäste:

Meine Familie und ich haben ein paar Verse aufgeschrieben, um hier einige Erlebnisse aus Hermanns Kinderzeit und der gemeinsamen Zeit mit Helga zu berichten. Ich werde sie nun beide ein bisschen durch den Kakao ziehen und hoffe, das diese kleinen Anekdoten nicht zu sehr langweilen.

1. Das Schlachtfest:

Wir schreiben das Jahr 1951 und es ist Winter,

Hermann ist 4, viel zu klein für sein Alter, aber ein Sprinter.

 

Beim Nachbarn wird ein Schwein zur Schlachtbank geführt, Hermann ist davon sichtlich angetan und berührt.

 

Er fragt beim Nachbarn den ältesten Sohn,

"darf ich mit festhalten?, piepst er auch schon".

 

Fritz muss lachen, "du bist zwar klein",

doch "du" mein Kleiner, hältst den Schwanz, ganz allein.

 

Das Schwein wird langsam nach draußen gebracht, es schreit,

die Helfer drängen ihn zur Bank, sind zum Schlachten bereit.

 

Und Hermann zerrt am Schwanz, er ist voller Stolz,

schließlich ist er gebaut aus echtem Holz,

Der Schlachter setzt nun den Töter an die Stirn,                                    und auf einmal dreht sich alles in "Hermanns Hirn".

 

Man sieht’s ihm an , er hat Angst bekommen,

er sagt zu Fritz, nun völlig beklommen,

"Wenn, wenn de Schwien stooken woort, dann, dann piet ick ut",

er lässt alles fallen und dann "ritt he ut."

 

Das Halten des Schwanzes ist überhaupt nicht mehr wichtig,

die Angst vor dem Töten und dem Blut packt ihn so richtig.

 

Fritz hat’s gesehen, er muss lauthals lachen

und sagt zu "Pietut" du machst hier Sachen.

 

Er gibt Hermann auch gleich was zu trinken,

kurz darauf kann "Piet" schon wieder den Leuten zuwinken.

"Tja" nun war aber durch Zufall ein neuer Name geboren,

Hermann Georg, genannt "Pietut" wurde aus der Taufe gehoben.

 Der verlorene Finger:

Mit einem klapperigen Fahrrad zum neuen Kanal,

"ich" darf treten, das ist ganz normal.

 

Hermann, "als Pascha" sitzt ganz locker hinten,

er sagt gelangweilt, "kannst du nicht schneller sprinten,".

 

ch schwitze schon, Schlaglöcher muss ich um kurven,

geb ihm zur Antwort, "sei endlich still, hör auf zu murren".

 

Kurz vor der Schleuse, bei Ostermann & Scheiwe sind wir schon, plötzlich hör ich "Pietuts" durchdringenden Piepston.

 

"Finger off, Finger off, sök hum weer, sök hum weer",

mir klingen diese Worte auch heute noch im Ohr.

 

Wie von der Tarantel gestochen schreit er wie am Spieß,

"siehst du Trottel nicht, wie das Blut bei mir fließt".

 

Erschrocken bremse ich ab und lass das Fahrrad los,

bei ihm kommen die Tränen, was hat er bloß?.

 

Dann sehe ich Blut, er fängt nun an zu fluchen,

"verdammt noch mal, helfe endlich mit, den Finger zu suchen".

 

Doch ich habe schon längst den Trick durchschaut,

das Schlitzohr hat auf meine Blödheit gebaut.

 

Nur eine winzige Wunde, der Rede nicht wert,

mit ein paar Worten habe ich das aufgeklärt.

 

Du bist selber schuld, denn du hast gepennt

und dir am kaputten Schutzblech den kleinen Finger geklemmt.

 

Durch das Geschaukel haben sich Schutzblech und Hinterrad berührt und das hat bei dir zu dieser Verletzung geführt.

Die Wasserratte:

Des öfteren durften wir mit unserem Papa aufs Feld,

meistens wurde dann von ihm das Land bestellt.

 

Auf dem Südendergaste, wo heute ein Haus an das andere steht, aben früher viele Kartoffel & Kornblüten geweht.

 

Für uns fiel da an Arbeit nicht soviel ab,

wir hielten uns meistens an der Ar mit spielen am Wasser auf Trab.

 

Hermann, Ludwig und ich hatten Spaß an unserem Spiel,

nur Helmut das Spiel mit soviel Wasser gar nicht gefiel.

 

Papa pflügte, er brauchte für ein mal und her ungefähr 10 Minuten, wir warfen mit kleinen Steinen oder mit Sandkluten.

 

Helmut war immer weiter weg, schon  bis zum Sportplatz gelaufen und Hermann fiel plötzlich ins Wasser, er war am versaufen.

 

Wir alle hatten das Schwimmen noch nicht richtig gelernt

und Papa hatte sich schon viel zu weit entfernt.

 

Ludwig und ich bekamen Angst um Hermann’s Leben,

was konnten wir anstellen, um ihn aus dem Wasser zu heben.

 

Einen Moment schaute Hermanns Kopf aus dem Wasser,

ich rief laut um Hilfe, nach Papa und auch zur Straße.

 

Dann sah ich am Wegrand plötzlich ein Tau,

wie es da hin kam, weiß ich nicht mehr genau.

 

Ein Ende hab ich mehrmals am Wagenrad gebunden,

das andere um meinen Bauch, das war gelungen.

 

"Hermann" japste nach Luft und schlug wild um sich,

doch ich bekam ihn zum Glück gleich fest im Griff.

 

Nun hatte er endlich den Kopf über Wasser, das war geschafft,

raus ziehen, das schaffte ich nicht, dafür fehlte mir die Kraft.

 

Hermann hatte grüne Ohren, und "Ontjeflött" in den Haaren,

so hat Papa uns gefunden und ans Ufer getragen.

 

Noch tagelang stank Hermann nach Frosch und nach Fisch,

heute ist er zum Glück gründlich gewaschen, hier am Tisch.

Der Schulausflug:

Die Schulklassen vier bis acht aus Völlen,

sind mit dem Bus unterwegs nach Emmen.

 

Eine Reise zum Freizeitpark und zum Zoo steht auf dem Programm, auf dem Spielplatz in Emmen man sich so richtig austoben kann.

 

Während der letzten Fahrtstrecke, nach einer kurzen Rast,

wird die Erwartung der Kinder größer, doch den Eltern zur Last.

 

Gegen Mittag ist man endlich angekommen

und die Spielgeräte sind schnell erklommen.

 

Johlend und jauchzend wird die Ankunft begrüßt,

der Schweiß bei den Eltern in Strömen fließt.

 

Große Karussell’s, Schaukeln, Achterbahn und Rutschen,

können die Kinder ausgiebig nutzen.

 

Hermann steht auf der Rutsche, ein Junge schimpft: los, nun starte, sein Freund Wilfried, schon unten, ruft: "Los Piet, ich warte".

 

Was danach passierte, ist ihm bis heute immer noch schleierhaft,

den Unfall hat er überlebt, er hat Glück gehabt.

 

Erst Wochen später, nach erfolgreichem Kampf um sein Leben,

war er wieder ansprechbar und konnte die Stimme heben.

 

Mir ist da wohl irgendwie was übergekommen,

sagte er der Kripo, als man ihn vernommen.

 

Wir wissen’s nun, liebe Freunde in dieser Rund,

Hermann hat ein Loch im Gedächtnis, gebe ich kund.

 

Hat hier vielleicht einer mit ihm noch ne Rechnung offen,

so kann der ab heute wieder auf den Erfolg hoffen.

Der Superman:

Im Fernsehen ist die Sendung "Der Superman" dran,

"Hermann", nun nicht mehr an sich halten kann.

 

Er rennt ins Bad und positioniert sich vorm "Spiegel",

atmet tief ein, die Brust wird zum Hügel.

 

Die Mundwinkel gehen ganz langsam nach oben,

hier ist "Superman", hört man ihn loben.

 

Inzwischen sind schon 2 lange Min. vergangen,

bei Hermann hat ein leichtes Zittern angefangen.

 

Er hebt langsam die Arme und spannt die Muskeln an,

in der Pose verharrt er und ist nun der stärkste Mann.

 

Plötzlich ein Krampf, es beginnt im Nacken,

sofort lässt Hermann die Luft absacken.

 

Doch es ist zu spät, die Verspannung ist da,

er braucht sofort erste Hilfe und ruft laut "Helga".

 

Du hast wohl deinen Bauch "wieder" auf Superman verbogen

und dir nun einen schlimmen Krampf zugezogen.

 

Mit einfühlenden Fingern massiert sie die "Masse",

die Brust, inzwischen recht flach, ihm fehlt’s echt an Klasse.

 

Der Bauch war wie so oft zur Wanderdüne verkommen,

doch der Schniedelwurz hat nun wieder einen Dach bekommen.

 

Den Krampf hat Helga, sie kennt das schon lange,

recht schnell beseitigt, das macht sie nicht bange.

 

"Bei mir, mein Schatz wirst du immer "Superman" sein",

flüstert sie ihm zärtlich ins Ohr hinein.

 

Hermann, nun richtig bliede und völlig entspannt,

"ich bin der Boss im Haus und ein richtiger Mann".

Der Bottermarkt:

In Ihrhove findet alle Jahre der Bottermarkt statt,

die Geschäfte stellen aus, es wird viel Blödsinn gemacht.

 

Zigtausende kommen, haben Spaß am Treiben,

es gibt viele Buden, ja die Leute bleiben,

 

Karussels, Autoscooter, oder  Clown's im bunten Hemd,

Hermann sowie Helga mitten drin, sie sind in ihrem Element.

 

Die beiden sind voll aktiv, sie verkaufen und verschenken

und sind beim Bottermarkt nicht mehr wegzudenken.

 

Ihr Name wird in der Gegend gerne genannt,

die "Blumentenne" ist schon länger allen bekannt.

 

Helga konnte sich mit Herz und Wärme einen Namen machen,

sie kann aber auch zu jeder Zeit herzhaft lachen.

 

Ihre Art mit den Leuten und Kunden umzugehen,

bewirkt, dass viele sogar bei ihr Schlange stehen.

 

Helga kann bei den Menschen die Herzen öffnen

und lässt vielen wieder Hoffnung schöpfen.

 

Beim Bottermarkt ist Helga aber auch als Floristin aktiv,

als das "Herz in der Bahnhofstraße" überall sehr beliebt.

 

Dann ist sie 18 Std. und mehr auf den Beinen

und ist für alle da, besonders für die Kleinen.

 

Ihre Familie ist seit 25 Jahren mächtig stolz auf sie

und wir können nur sagen, liebe Helga: ändere dich nie.

Die Leidenschaft:

Seit 25 Jahren rennen Hermann und Helga einem Ball hinterher,

er macht als Torwart in der Altliga den Stürmern das Leben schwer.

 

Im Tischtennis sind beide auch aktiv geblieben,

auch wenn ihnen die Gegner der Reihe nach abservieren.

 

Prellball war auch mal ihr Lieblingssport,

doch das ist nicht mehr "in" und sehr weit fort.

 

Mangelndes Stehvermögen kommt neuerdings auch noch hinzu,

ja -ja, die Zigaretten lassen grüßen, Zug um Zug.

 

Leute, "Hermann" ansonsten immer strotzend vor Kraft,

nur die Glimmstengel haben ihn "nach all den Jahren" schlapp gemacht.

 

Nach der Sauna könnte er oft Bäume ausreißen,

doch "den Anfall" wartet er ab, um  wieder an einen Glimmstengel  zu reißen.

 

Mit dem Gift in der Lunge könnte er die eigene Auffahrt asphaltieren, oder viele neue Übertöpfe für die Blumen produzieren.

 

Denn Zigaretten verqualmen, macht  die Lunge schwarz wie Teer, sein Kleinhirn gibt dennoch Order, ich will mehr, ich will mehr.

 

Auch Helga steht Hermann hierin nichts nach,

auch sie will den Qualm, denn sonst macht sie Krach.

 

Nur die Anzahl der Sargnägel hält sich bei ihr noch in Grenzen, "oder" ihr fehlt einfach die Zeit für's  Faulenzen?".

 

Ist abends im Wohnzimmer dann der Fernseher an

und keiner von beiden mehr was erkennen kann,

dann schimpfen sie heftig aufeinander,

interessant wird’s, wenn sie "zu viert" beieinander.

 

Im Zimmer ist dann Nebel, so dicht wie oft in England,                           sie sehen nichts mehr, keine Tapete an der Wand.

 

Stunden später, sie wollen aus dem Mief heraus,

brummt erst mal eine Stunde der Ventilator im Haus.

 

Auf Deutsch gesagt, "die Luft ist mehr als beschissen",

alle Fenster werden sperrangelweit aufgerissen.

 

Dann denken oft Nachbarn, brennt es da oben?,

oder wurde so kräftig an die Glimmstengel gesogen?

 

So, ihr beiden , hier mache ich nun Schluss,

ich möchte mit euch nämlich keinen Verdruss.

 

Doch ein Tipp von mir, denn ich hab’s geschafft,

meine letzte Zigarette vor 17 Jahren gepafft.

 

Es ist gar nicht so schwer, werft sie einfach weit weg,

für die eigene Gesundheit hat das großen Zweck.

 

Liebe Helga, lieber Hermann,

Ich wünsche euch Beiden von ganzem Herzen, auch im Namen von Erika, Holger, Heike und Edmund, weiterhin einen glücklichen, gemeinsamen Lebensweg, sowie ein langes Leben. Wir haben gern mit euch zu tun, würden auch zu eurer goldenen Hochzeit wieder mit Euch feiern und wünschen für heute ein schönes Fest.

Mich hat’s gefreut, dass ihr mir solange zugehört habt und bedanke mich.